Der Neuntöter hat sich von einem Vogel, den ich vor Mai noch nie live gesehen hatte, zu einem meiner Lieblingsvögel gemausert. Fasziniert hat mich sein Aussehen schon als Kind, nachdem er einmal als ein Antagonist in meiner Lieblingsserie aufgetaucht war. Ich habe mich allerdings nie wirklich damit befasst, wo er lebt, und hatte daher nicht damit gerechnet, bei einer meiner Standard-Runden plötzlich auf ihn zu treffen.

Seitdem ist er seinem Standort treu und ich konnte ihn immer mal wieder beobachten: am häufigsten das Männchen, selten das Weibchen – und nach anderthalb Wochen ohne Fotorunde aufgrund des schlechten Wetters gestern dann zum ersten Mal die Jungvögel! Ich habe außerdem ein zweites Neuntöter-Paar auf derselben Wiese gesehen, das dem Geschrei nach zu urteilen ebenfalls Junge hat, und einige hundert Meter Luftlinie wohnt ebenfalls ein Pärchen.

Warum er sich zu einem meiner Lieblingsvögel entwickelt hat? Vor allem das Männchen finde ich wunderschön; er sieht sehr elegant aus mit seinem Gefieder mit Turmfalken-Farbschema (das war sozusagen ein instant win!). Außerdem ist er – zumindest das Männchen, das ich nun schon am längsten beobachte – vergleichsweise wenig scheu. Während sich andere schöne Vögel nur kurz zeigen, aber selten lange genug sitzen bleiben, dass gute Fotos daraus entstehen können (ich gucke zu euch, Goldhähnchen und Dorngrasmücke!), ist das Neuntötermännchen ein neugieriger Poser. Damit hat es auf jeden Fall einen Haufen Pluspunkte gesammelt!
Neuntöter überwintern übrigens südlich vom Äquator und halten sich nur von Mai bis August hierzulande auf. Ihm wurde früher nachgesagt, erst neun Beutetiere auf den Dornen eines Gebüschs aufzuspießen, bevor er sie frisst – daher sein Name. Seine Beute sind vor allem Insekten und Mäuse. Bei „meinem“ Neuntöter habe ich bisher nur die Jagd auf Insekten beobachten können. Auch das Aufspießen von Beute zum Anlegen von Vorräten habe ich noch nicht gesehen. Die Chance darauf ist in Anbetracht der immer hungrigen und lautstark bettelnden Neuntöter-Kinder nun wohl eher gering – aber Jungvögel sind ja auch ein wunderbares Motiv!
Das Neuntöter-Männchen im letzten Abendlicht. Die kleinen leuchtenden Punkte, die er beobachtet, sind in der Sonne tanzende Mücken. Wir haben Hunger! Wie alle Jungvögel sind auch Neuntöter-Kinder ganz schön gierig! Anstrengender Tag für Papa Neuntöter. Da kann man schon mal Gras auf dem Kopf hängen haben. Im Hintergrund ein lebensmüdes Insekt. Neuntöter-Weibchen